Wenn es draußen immer kälter und dunkler, ist es wieder so weit: Der Zauber der Vorweihnachtszeit beginnt. In vielen Häusern erwacht ein alter Brauch zu neuem Leben – der Adventskranz. Mit seinen flackernden Kerzen schenkt er uns in der dunklen Jahreszeit Licht und Hoffnung.
In meiner Kindheit war das Anzünden der Kerzen ein Moment der Stille und Vorfreude. Mein Vater hat aus einem Weihnachtsbuch, mit seiner wunderbaren tiefen Stimme, ein Märchen vorgelesen. Es ist ein magisches Ritual, plötzlich wird alles ruhig und gemächlich. Man starrt in die Flamme und lauscht der schönen Geschichte.
Begleitet mich in die faszinierende Welt des Adventskranzes, einer Welt, in der sich althergebrachte Sitte und zeitgemäßer Chic vereinen, und jede Kerze ihre Geschichte flüstert. Wir werden die Ursprünge dieses herzerwärmenden Brauchtums beleuchten, die Bedeutung seiner leuchtenden Kerzen erforschen und die kreative Vielfalt seiner Gestaltung bestaunen. Lasst euch anregen, wie ihr den Zauber des Advents in eurer Zuhause holt. Bereit für den funkelnden Beginn? Zündet mit mir die erste Kerze an – es wartet eine Welt voller Entdeckungen!
Vom Wagenrad zum Weihnachtswunder: Die Chronik des Adventskranzes
Die Geschichte des Adventskranzes entführt uns zurück ins 19. Jahrhundert, in eine Zeit, in der die Vorfreude auf Weihnachten ein ganz besonderes Licht in den Alltag der Menschen brachte. Der Adventskranz, wie wir ihn heute kennen, fand seinen Ursprung im Jahre 1839 in Hamburg.
Der Adventskranz und seine historische Entstehung
Johann Hinrich Wichern: Der Vater des Adventskranzes
Der Theologe Johann Hinrich Wichern, ein Mann mit einem Herzen für Kinder, ist derjenige, dem wir diese liebgewonnene Tradition verdanken. Wichern gründete das “Rauhe Haus”, ein Heim für Kinder in Not. Um den Kindern die Wartezeit bis zum Heiligen Abend zu verkürzen und ihnen die Ankunft Jesu näherzubringen, bastelte er aus einem alten Wagenrad einen Kranz, auf dem er für jeden Tag im Advent eine kleine Kerze und für jeden Adventssonntag eine große Kerze platzierte.
Von lokaler Tradition zu weltweiter Verbreitung
Die Kinder des Rauhen Hauses konnten somit jeden Tag eine Kerze mehr brennen sehen, was ihre Aufregung und Freude steigerte. Diese einfache, aber wirkungsvolle Idee fand rasch Anklang in der christlichen Gemeinde und begann, sich über die Grenzen Hamburgs hinaus zu verbreiten.
In den folgenden Jahrzehnten nahm der Adventskranz seinen Weg durch Deutschland und fand schließlich seinen Platz in Kirchen und Haushalten weltweit. Die ursprünglich 24 Kerzen wurden aus praktischen Gründen auf die vier Adventssonntage reduziert, aber die symbolische Bedeutung blieb unverändert stark. Der Kranz wurde Teil der familiären Weihnachtstradition, ein Symbol des Lichts, das in der dunkelsten Zeit des Jahres Hoffnung und Vorfreude verspricht.
So wuchs der Adventskranz über seine bescheidenen Anfänge hinaus und wurde zu einem globalen Symbol der Weihnachtszeit, das Menschen unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion miteinander verbindet. Von der einfachen Idee eines Mannes, der Kinderherzen erleuchten wollte, entwickelte sich der Adventskranz zu einem festen Bestandteil der vorweihnachtlichen Zeit und trägt bis heute die Botschaft der Hoffnung in die Welt hinaus.
Tiefere Bedeutungen des Adventskranzes und seiner Kerzen
Naiv wie ich manchmal bin, dachte ich, dass die Symbolik des Adventskranzes völlig klar wäre. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Es gibt zu der Anzahl und Farbe der Kerzen sehr viele unterschiedliche Aussagen. Ich habe mich im nachfolgenden Text an den schönsten Erklärungen orientiert. Daher kann erhebt der nachfolgende Text keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Vier Kerzen, vier Botschaften
Ich habe bei der Recherche sehr viele unterschiedliche Deutungen der 4 Kerzen gelesen.
Eine, die ich sehr schön fand war folgende: Die erste Kerze symbolisiert die Erwartung und Hoffnung, die mit der Ankunft Jesu verbunden ist. Die zweite steht für Liebe und die göttliche Präsenz in der Welt. Mit der dritten Kerze feiern wir die Freude am Leben und an der Schöpfung, während die vierte Kerze für den Frieden steht, den das Weihnachtsfest in die Herzen der Menschen bringen soll. Gemeinsam leuchten diese vier Flammen als Botschafter der Adventszeit und zählen die Wochen bis zur Feier der Geburt Christi.
Es gibt aber auch die Überlegung, dass die vier Kerzen für die Himmelsrichtungen stehen.
Das sind nur zwei der möglichen Deutungen, mir hat die erste Erklärung sehr gut gefallen und daher habe ich sie hier aufgenommen.
Der Kranz: Ein ewiger Kreis
Der kreisförmige Kranz ist ein Symbol der Ewigkeit, ohne Anfang und ohne Ende. Diese Form unterstreicht die unendliche Liebe Gottes und die ewige Lebenskraft. Das immergrüne Material, aus dem der Kranz traditionell gefertigt wird – meist Tannen- oder Fichtenzweige – steht für Beständigkeit und Hoffnung. Selbst in den kältesten Wintern bleibt das Grün lebendig und erinnert uns daran, dass das Leben selbst in dunklen Zeiten fortbesteht.
Ein Kaleidoskop der Farben
Die Farben des Adventskranzes sind nicht zufällig gewählt, sondern voller Symbolik. Grün, die Hauptfarbe des Kranzes, steht für das Leben, die Erneuerung und die Hoffnung. Die Farben der Kerzen variieren je nach Tradition. In vielen Kulturen ist Violett die Farbe der Besinnung und des Gebets und dominiert die ersten beiden und die vierte Adventswoche, während die dritte Kerze – oft als ‘Gaudete'(freuet euch) -Kerze bekannt – rosa ist und die zunehmende Freude über die nahe Geburt Jesu symbolisiert. Für mich war das zugegebenermaßen neu, in meiner Familie war immer die rosa Kerze die letzte Kerze. Daran merkt man, wie die ursprünglichen Traditionen verwässert werden.
In einige Traditionen dominiert die Farbe Rot, da sie die Farbe der Liebe und des Lichts ist, das Christus symbolisiert.
In Irland wiederum findet man Adventskränze nur in Kirchen, dort aber gleich mit fünf Kerzen. Drei violette, eine rosa Kerze und eine große weiße Kerze die in der Mitte steht.
Die Symbolik des Adventskranzes und seiner Kerzen ist vielschichtig. Für mich ist es am wichtigsten, dass er ein Zeichen der Hoffnung, Liebe und des Lichts ist.
Die Vielfalt der Adventskränze: Von klassisch bis kreativ
Beim Anblick der vielen verschiedenen Adventskränze geht mir das Herz auf! Die Zeiten sind vorüber, als man rein der kirchlichen Doktrin folgte. Jetzt ist der Kreativität keine Grenze mehr gesetzt.
Traditionelle Adventskränze: Ein Hauch von Klassik Die traditionellen Adventskränze greifen auf die Ursprünge des Brauchtums zurück. Gefertigt aus Tannen- oder Fichtenzweigen, repräsentieren sie durch ihr immergrünes Material die Beständigkeit und das ewige Leben. Oftmals reich geschmückt mit natürlichen Dekorationen wie Zapfen, Beeren und getrockneten Orangenscheiben, strahlen sie eine rustikale und naturnahe Ästhetik aus. Rote Bänder oder Stoffschleifen werden gerne als Farbakzente verwendet, während die vier Kerzen – traditionell in Violett oder Rot – das Herzstück bilden.
Kulturelle Variationen des Adventskranzes
Weltweit hat jede Kultur ihre eigene Interpretation des Adventskranzes hervorgebracht, die die lokalen Bräuche und den kulturellen Kontext reflektiert. In skandinavischen Ländern findet man oft weiße Kerzen, die die Reinheit und den schlichten Stil widerspiegeln, während in südeuropäischen Ländern lebendige Farben und goldenes Dekor vorherrschen. In den USA hat sich eine Vielfalt an Stilen entwickelt, von opulent bis öko-freundlich, die die kulturelle Melange des Landes darstellen. Nationale Besonderheiten zeigen sich auch in den verwendeten Materialien – von frischen Blumen in wärmeren Regionen bis hin zu filigranen Holzarbeiten in Gebieten mit reicher Handwerkstradition.
Die moderne Interpretationen des Adventskranzes
Moderne Interpretationen des Adventskranzes spielen mit Schlichtheit und zeitgenössischen Elementen. Minimalistische Designs konzentrieren sich auf klare Linien und reduzierte Farbpaletten, oft unter Verwendung von weiß oder metallisch schimmernden Kerzen und schlichten, geometrischen Formen. Upcycling und DIY-Varianten erfreuen sich großer Beliebtheit, wobei alltägliche Gegenstände – wie alte Bücher, Papiere oder Glasflaschen – in stilvolle Adventsdekorationen verwandelt werden. Diese modernen Kränze passen perfekt in urbane und zeitgemäße Wohnambiente und spiegeln den individuellen Geschmack ihrer Schöpfer wider.
Ökologische Überlegungen
Die steigende Sensibilität für Umweltthemen hat auch vor der Tradition des Adventskranzes nicht Halt gemacht. Nachhaltigkeit spielt (für manche) eine immer größere Rolle bei der Auswahl und Gestaltung von Adventskränzen. Ökologisch bewusste Menschen setzen auf Kränze aus lokalen und nachwachsenden Materialien oder verwenden lebende Pflanzen, die nach der Weihnachtszeit eingepflanzt werden können. Wiederverwendbare Kränze, die mit wechselnden, saisonalen Dekorationen jedes Jahr aufs Neue zum Einsatz kommen, sind ebenfalls beliebt. Zudem erfreuen sich Alternativen zu Echtkerzen, wie LED-Lichter, die Sicherheit und Energieeffizienz versprechen, großer Beliebtheit.
Nachhaltige Alternativen
Für diejenigen, die einen Schritt weitergehen möchten, bieten DIY-Adventskränze aus recycelten oder wiederverwendbaren Materialien eine kreative und umweltfreundliche Option. Ob aus alten Stoffresten, Papier oder gebrauchtem Holz – diese individuellen Kränze verleihen der Tradition eine persönliche und gleichzeitig grüne Note. Sie zeigen, dass Weihnachten nicht nur eine Zeit der Freude, sondern auch des bewussten Umgangs mit unseren Ressourcen sein kann.
Durch diese Reise der verschiedenen Arten von Adventskränzen sehen wir, dass trotz der vielfältigen Ausdrucksformen das zentrale Herzstück – die vier Kerzen – stets die verbindende Komponente bleibt. Sie erinnern uns daran, dass über alle Unterschiede hinweg das gemeinsame Feiern des Lichts, der Familie und der Vorfreude auf Weihnachten im Mittelpunkt steht.
Fazit: Die Rolle des Adventskranzes – Mehr als Grün und Kerzenschein
Der Adventskranz ist weit mehr als ein festlicher Schmuck; er ist ein Sinnbild der Vorweihnachtszeit und trägt eine tiefe Botschaft in sich. Wöchentlich erinnert er uns an die Freuden des Lebens, die Wärme der Familie und die Stille der Besinnung. In einer Welt, die sich ständig wandelt und in der Weihnachten oft von Hektik geprägt ist, bietet der Kranz einen Ankerpunkt der Tradition und des Innehaltens.