Der Kalender - ein Grundbedürfnis
Eines der 5 psychologischen Grundbedürfnisse des Menschen ist laut Psychotherapieforscher Klaus Grawe das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle. Sie geben uns das Gefühl der Sicherheit – sei es im sozialen, im räumlichen, im zeitlichen oder im emotionalen Bereich.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass Menschen bereits in der Antike zur besseren Orientierung innerhalb der Zeit den ersten Kalender eingeführt haben. So wurde der Monatsbeginn, der “calendae”, regelmäßig öffentlich ausgerufen.
Im Laufe der Zeit wurden Zeiträume je nach kalendarischer Basisgröße auf unterschiedliche Weise geordnet: Nach Tag, Monat oder Jahr.
So entstand erst der Mond- oder Lunarkalender, später der genauere Sonnen- oder Solarkalender.
Die Rauhnächte - ein mystisch-schauriges Geschenk
Da das Mondjahr jedoch um 12 Tage kürzer als das Sonnenjahr ist, schließen diese als “mystische” Tage in der dunkelsten Jahreszeit die Lücke zwischen den natürlichen Sonnen- und Mondzyklen.
Somit unterliegen die Rauhnächte weder den Gesetzen des Mondes noch jenen der Sonne. Die Zeit scheint – wie an einem Wendepunkt – stillzustehen. Diese 12 Tage werden zur Zeit “außerhalb der Zeit”, “zwischen den Jahren” oder eben zu geschenkten Tagen!
Früher waren die Menschen von Natur aus gezwungen, gerade an diesen dunkelsten Tagen des Jahres sehr zurückgezogen zu leben.
Während der kalten, windigen, langen Winternächte versammelten sie sich in ihren kleinen beheizten Stuben und erzählten einander Geschichten. Sie glaubten nämlich in den stürmischen Nächten, das Heulen und Ächzen von Dämonen und Geistern zu vernehmen, während das Mondlicht Schatten von Hexenfiguren und mysteriöse Gestalten in den Schnee warf. Eine sehr unheimliche Zeit für viele Menschen. Es heißt daher auch, dass sich in den Rauhnächten die Tore zur Anderswelt und zu unseren Ahnen öffnen.
Rauhnachtsmythen - Wotan, Frau Holle und Perchta
Göttervater Wotan
So hieß es zum Beispiel, dass der germanische Göttervater Wotan mit seiner “Wilden Jagd” unterwegs sei. Er soll einerseits mit seinem Gefolge verlorene Seelen gefangen, gerichtet und bestraft haben, andererseits aber auch die Äcker fruchtbar gemacht haben, über die er hinweg gefegt war. So soll der Brauch entstanden sein, dass maskierte Männer die “Wilde Jagd” nachahmend lautstark über Äcker und Felder stampften und tanzten, um die Erde zu wecken.
Frau Holle
Frau Holle soll in den Rauhnächten gefolgt von wilden Geistern über die Lande gezogen sein, um zu prüfen, ob die Menschen Ordnung hielten und die gebotene Ruhe warten. So durfte man das Haus nach dem Abendläuten nicht mehr verlassen. Als “Dreigestaltige Große Göttin” herrschte sie in den Rauhnächten über den Tod und das Ende des Winters. In der Gestalt ihres heiligen Baumes, dem Holunder, repräsentierte sie die drei Phasen des Weiblichen: Weiß – die Blüte – die Jungfrau, Rot – die unreifen Beeren – die Mutter, Schwarz – die reifen Beeren – die Alte Weise. So gebot sie den Menschen Rückschau zu halten, Altes abzuschließen und der Zukunft im Vertrauen in die eigene Schöpferkraft Raum zu geben. Dafür versprach sie den Menschen ihre Unterstützung und ihren Schutz im kommenden Jahr.
Göttin Perchta
“Bercht” bedeutet hell, glänzend, leuchtend. Perchta (oder Berchta) wurde zur Wintersonnenwende gefeiert, denn sie stand für das wiederkehrende Licht. Sie galt als die Göttin des Übergangs vom Alten zum Neuen. Beim “Perchtentreiben” war Göttin Perchta mit ihrem Gefolge – den Schönperchten und den Schiachperchten – unterwegs um böse Geister und Unheil zu vertreiben. Mit ihren Ruten kehren sie das alte Jahr aus, schaffen Platz für das Neue.
Brauchtümer und Traditionen in den Rauhnächten
In Demut und Angst vor den Phänomenen der Anderswelt, vor herumgeisternden Seelen und Wesen begannen die Menschen, über das Leben zu sinnieren und versuchten die Weichen für eine möglichst gute Zukunft zu stellen. In dieser Zeit entwickelten die Menschen allerlei Brauchtum.
Einige dieser Brauchtümer und Traditionen sind in vielen Ländern – wenn auch an die moderne Zeit angepasst – bis heute erhalten geblieben:
Ein Licht im Fenster
Zum Schutz vor der “Wilden Jagd” entzündeten Menschen an allen vier Seiten ihrer Bauernhöfe Kerzen oder Fackeln und hielten sie während der Rauhnächte am Brennen.
Heutzutage stellen Menschen über Nacht eine Kerze ins Fenster oder vor die Haustür. Man sagt auch, dass dadurch das Licht des kommenden Jahres leichter ins eigene Zuhause finden kann.
Keine Wäsche waschen
Früher hieß es, dass sich in der im Freien aufgehängten Wäsche Untote und verlorene Seelen, die von der “Wilden Jagd” durch die dunklen Nächte getrieben wurden, verfangen und so Tod und Unheil über deren Besitzer bringen könnten.
Heute bedeutet dieser Brauch, dass wir während der Rauhnächte schwere, für uns persönlich mühevolle Arbeiten liegen lassen und uns eine Auszeit nehmen dürfen.
Die Räder anhalten
Um den Schicksalweberinnen, den Nornen, mehr Raum und Ruhe für ihre Arbeit an den Schicksalsspinnrädern zu lassen, sollten alle anderen Räder stillstehen. Somit waren Fuhrwerke, Mühlräder oder Spinnräder der Frauen anzuhalten, damit die Schicksalweberinnen ungestört möglichst starke und widerstandsfähige Schicksalsfäden für die Menschen spinnen konnten.
In unserer modernen Zeit dürfen wir unsere festgefahrenen Routinen hinterfragen und überdenken oder unsere kreisenden Gedanken (unser Gedankenkarussell) anhalten. Wir dürfen reflektieren, welche Routinen und Gedanken uns nachhaltig stärken und welche wir beenden wollen.
Aufräumen
Wie bereits erwähnt, soll Frau Holle Nachschau gehalten haben, ob die Menschen Ordnung in ihren Häusern geschaffen haben. In Gerümpel und Durcheinander sollen sich die Geister der Rauhnächte leichter verfangen haben. Damit gab sie vor, dass die Menschen nur in einer aufgeräumten Umgebung wirklich unbeschwert Neues beginnen könnten.
Heute dürfen wir in uns gehen und überlegen, wo wir aufräumen, entrümpeln und Ordnung schaffen dürfen. In unserem Zuhause, in unserem Kopf, in unseren Beziehungen, in unserem Job? Welche (emotionalen) Rechnungen sind noch offen? Wem und was wollen wir endlich vergeben – vielleicht sogar uns selbst?
Perchtenläufe und Lärmen
Insbesondere im Alpenraum finden gegen Ende der Rauhnächte Perchtenläufe von Schiach- und Schönperchten statt. Die Perchten sollen die Dunkelheit, die bösen Geister und Mächte endgültig vertreiben und das kommende Jahr begrüßen. Mit ihren Peitschen- und Rutenhieben segnen sie die Menschen und ihre Länder für Fruchtbarkeit, Schutz und Gesundheit. Auch das Böllern und das Lärmen zu Silvester finden hier ihre Ursprünge.
Wir alle haben eine Percht in uns. Jeder von uns weiß das. Sie repräsentiert unsere innere Kriegerin, unsere kämpferische Natur und unsere Fähigkeit zur zornigen Selbstbehauptung. Ihre magische Kraft ist die Wut auf etwas, was für uns falsch und veränderbar ist. Rechtzeitig, in der richtigen Dosis eingesetzt und mit einer guten Absicht versehen, rüttelt sie uns selbst und unser Umfeld auf und vermag gute Veränderungen herbeizuführen.
Räuchern
Das Räuchern ist gewiss einer der bekanntesten und verbreitetsten Rauhnachtsbrauchtümer. Daher ist ihm in diesem Blogartikel ein eigenes Kapitel gewidmet.
Namensgeber der Rau(c)(h)nächte?
Einer Deutung nach soll das Räuchern den Raunächten, Rauhnächte oder Rauchnächten sogar zu ihrem Namen verholfen haben. Möglicherweise stammt der Begriff aber auch vom mittelhochdeutschen Wort rûch (haarig, pelzig) als Hinweis auf die schaurigen Dämonen und Geister ab. Beide Theorien sind aus meiner Sicht schlüssig.
Warum im deutschsprachigen Raum in den Rauhnächten geräuchert wird
Der Geruchssinn ist einer unserer ältesten Sinne und hat eine tiefe Verbindung zu unseren Emotionen und Erinnerungen. Gerüche können starke Gefühle hervorrufen und uns an bestimmte Momente in unserem Leben erinnern. Das Räuchern, also das Verbrennen von speziellen Harzen, Kräutern und Hölzern, um Rauch und Duft zu erzeugen, hat daher in vielen Kulturen eine lange Tradition.
Reinigung und Schutz:
Das Räuchern wird in den Rauhnächten als Mittel zur Reinigung von Räumen und zur Vertreibung von negativen Energien oder Geistern betrachtet. In den Rauhnächten glaubte man ja, dass die Schleier zwischen den Welten dünner sind und Geister und andere Wesenheiten leichter in unsere Welt gelangen können. Auch mithilfe des Räucherns wollte man diese Wesenheiten fernhalten oder vertreiben.
Innenschau und Reflexion:
Die Rauhnächte sind auch eine Zeit der Ruhe und Reflexion. Der Duft des Räucherwerks schafft einen heiligen und energetisch gereinigten Raum und kann helfen, sich zu entspannen, zu meditieren und das vergangene Jahr zu reflektieren. Der Duft und die meditative Wirkung des Rauchs stimulieren die Sinne, klären den Geist und fördern Entspannung. Zudem verbindet das Räuchern Menschen mit alten Traditionen und hat oft eine symbolische Bedeutung, die die Reflexion vertieft.
Auswahl des Räucherwerks
Das Räuchern von speziellen Pflanzen und Harzen während der Rauhnächte kann helfen, die Energien des alten Jahres zu klären und sich auf die Möglichkeiten des neuen Jahres vorzubereiten. Es ist eine Zeit des Innehaltens, des Reflektierens und des Neubeginns. Manches Räucherwerk hat dabei sowohl eine reinigende als auch eine segnende Funktion.
Beifuß: Bekannt für seine stärkenden und ermutigenden Eigenschaften, wird Beifuß oft geräuchert, um Körper und Seele zu stärken und zu reinigen.
Kampfer: Unterstützt die geistige Klarheit und fördert die Konzentration, ideal für Meditationen und Innenschau
Kiefernharz: Mit seiner Wirkung, die Atmung zu vertiefen und Energie zu bringen, wird es oft verwendet, um negative Energien zu vertreiben und positive zu begrüßen.
Koriander: Hilft bei der Reinigung und Entspannung und balanciert die inneren Kräfte aus, ideal für Übergangsrituale.
Myrrhe: Ein traditionelles Räucherwerk, das negative Gefühle beruhigt, Klarheit bringt und für innere Ruhe sorgt.
Rosmarin: Stärkt den Willen und fördert Kreativität und Konzentration, ideal für Neuanfänge und das Setzen von Absichten.
Styrax: Ein wärmendes Harz, das die Stimmung hebt und seelische Anspannungen löst, perfekt für die kalten Rauhnächte.Tanne: Weckt die Lebensfreude und schenkt Klarheit, ideal für die Neuausrichtung im kommenden Jahr.
Thymian: Seine reinigenden und stärkenden Eigenschaften machen ihn zu einem äußerst beliebten Räucherwerk, besonders in den Rauhnächten.
Wacholder: Bekannt für seinen Schutz vor schädlichen und übernatürlichen Einflüssen, seit jeher ein Muss in vielen Räucherritualen.
Weihrauch: Ein traditionelles Räucherwerk, das den Zugang zur spirituellen Welt erleichtert, reinigt, schützt und das wiedergeborene Licht symbolisiert.
Weißer Salbei: Stark reinigend und schützend, ideal zum Reinigen von Räumen und Aura.
Zeder: Unterstützt die spirituelle Öffnung und Verbindung zu höheren Sphären.
Wie funktioniert das Räuchern?
Mit der Räucherschale
Zubehör:
Räucherschale aus Ton oder Metall, Sand, Räucherkohle, Räucherwerk
Anwendung:
1. Vorbereitung der Räucherschale:
Stelle sicher, dass die Räucherschale stabil steht und nicht kippen kann. Sie sollte auch hitzebeständig sein, da die Räucherkohle sehr heiß wird.
Lege eine Schicht Sand in die Räucherschale. Der Sand dient als Isolator und schützt die Schale vor zu viel Hitze.
2. Räucherkohle anzünden:
Nimm ein Stück Räucherkohle und halte sie mit einer Zange oder Pinzette über eine Flamme (z.B. von einem Feuerzeug oder einer Kerze). Die Kohle wird anfangen zu knistern und Funken zu schlagen. Dies ist normal.
Halte die Kohle in die Flamme, bis sie an den Rändern zu glühen beginnt.
Lege die glühende Kohle vorsichtig in den Sand in der Räucherschale.
3. Räucherwerk auflegen:
Warte ein paar Minuten, bis die Räucherkohle gut durchgeglüht ist.
Lege dann vorsichtig ein Stück Räucherwerk (z.B. Harz, Kräuter oder Holz) auf die glühende Kohle. Es wird anfangen zu rauchen und einen Duft zu verströmen.
Je nach Bedarf und gewünschter Intensität des Duftes kannst du mehr oder weniger Räucherwerk hinzufügen.
4. Sicherheit beachten:
Lass die Räucherschale nie unbeaufsichtigt
Stelle sicher, dass die Räucherschale auf einer hitzebeständigen Oberfläche steht und dass keine brennbaren Materialien in der Nähe sind.
Wenn du mit dem Räuchern fertig bist, lass die Kohle vollständig auskühlen, bevor du sie entsorgst.
Mit dem Räucherstövchen
Zubehör:
Räucherstövchen mit Metallsieb, Teelicht, Räucherwerk, Alufolie (für Harze)
Anwendung:
1. Bereite dein Räucherstövchen vor:
Stell sicher, dass dein Räucherstövchen sauber und frei von alten Räucherresten ist.
Platziere das Räucherstövchen auf einer hitzebeständigen Unterlage, um Schäden an der Oberfläche darunter zu vermeiden.
2. Teelicht:
Zünde das Teelicht an und stell es in die dafür vorgesehene Halterung des Räucherstövchens. Das Teelicht wird die Wärmequelle sein, die das Räucherwerk zum Glimmen bringt.
3. Verwendung von Alufolie für Harze:
Wenn du Harze räuchern möchtest, kann Alufolie hilfreich sein, um das Metallsieb vor klebrigen Rückständen zu schützen. Schneide ein Stück Alufolie zurecht, das groß genug ist, um das Metallsieb zu bedecken.
4. Räucherwerk:
Leg eine kleine Menge Räucherwerk (Kräuter, Harze oder eine Mischung) auf das Metallsieb oder, wenn du Harze verwendest, auf die vorbereitete Alufolie.
Durch die Wärme des Teelichts wird das Räucherwerk langsam erhitzt und beginnt zu glimmen und zu rauchen. Der Rauch verbreitet den Duft des Räucherwerks im Raum.
5. Nach dem Räuchern:
Lösche das Teelicht, wenn du mit dem Räuchern fertig bist.
Lass das Räucherstövchen vollständig abkühlen, bevor du es berührst oder reinigst.
Entferne die Alufolie und eventuelle Räucherreste vom Metallsieb. Das Sieb kannst du mit einer Bürste oder einem Tuch reinigen.
Das Räucherritual
Mit der Räucherschale oder dem Räucherstövchen gehst du nun von Raum zu Raum in deinem aufgeräumten und geputzten (!) Zuhause. Blase oder fächle den Rauch bis in jede Ecke des Raumes.
Ein paar Fenster bleiben dabei ein wenig geöffnet, damit das, was gehen will, leicht seinen Weg nach draußen findet.
Für unsere Ahnen war dieses Ritual eine andachtsvolle Handlung. Dies dürfen wir beibehalten, indem wir uns unsere innere Absicht und unsere Wünsche vergegenwärtigen.
Nach ein paar Minuten lüfte deine ganze Wohnung oder dein Haus gut durch.
Ausgewählte Rauhnachtsbräuche aus den österreichischen Bundesländern
Steiermark: Von Glöcklern und Berigln
Im Ausseerland im Salzkammergut ist die Perchtnacht vom 5./6. Jänner besonders gefürchtet: Hier zieht Frau Percht mit ihren Geistern und Dämonen, den sogenannten “Berigln”, durch die Nächte.
Am 5. Jänner ziehen daher hier die “Glöckler” von Haus zu Haus. Das sind in weiße Gewänder gehüllte Schönperchten, die die bösen Rauhnachtsgeister endgültig vertreiben sollen. Mit dem Klingen ihrer Glocken und dem Rhythmus ihrer Schritte wecken sie das unter der Schneedecke liegende Getreide auf und bringen es so zum Wachsen.
Glöcklerläufe im Salzkammergut: Infos & Termine
Die Rauhnächte – eine besondere Zeit im Jahr.
Kärnten: Rachn gehn zwischen die Feiertog im Lovntol
Im Lavanttal wird die Zeit der Rauhnächte auch ganz einfach “zwischen die Feiertog” genannt. Am Heiligen Abend, an Silvester und am Abend des 5. Jänner geht es zum “Rachn”. Dabei geht der Hausherr mit seiner Räucherpfanne voran und segnet mit seiner Familie alle Räume von Haus, Stall und Gehöft mit Weihwasser.
Nachdem die Familienmitglieder “zwischen die Feiertog” reichlich gegessen haben, laufen sie im oberen Lavanttal in den Garten und umarmen jeden Obstbaum mit dem Spruch: “Bamle, ni, ni, schau, daß du a so voll werst åls wie i.”
Das ist ein Segensspruch für eine reiche Obsternte im kommenden Jahr.
Vom Rachn gehn zwischen die Feiertog im Lovntol (Von Räuchern in den Raunächten im Lavanttal)
Burgenland/Oststeiermark: Die Budl-Muada
Die Budelfrau oder Pudelmutter ist eine fast vergessene Figur. Sie zählt zu den Schiachperchten im Südburgenland und der Oststeiermark. Die gebückt gehende verrunzelte alte Frau geht in den Rauhnächten von Haus zu Haus. Wenn es dort schön und ordentlich ist, lässt sie wortlos Äpfel, Nüsse und Süßigkeiten ins Haus “pudeln” (=rollen) und zieht unverzüglich wieder von dannen.
Redewendungen | Dialekt | Burgenland | Mundart-Suche: Budlfrau, w Seite
Raunächte: Die “Pudelmutter” – ein fast vergessener Brauch – Weiz
Niederösterreich - Die Sampa-Muatta
Vor der Nacht vom 5./6. Jänner werden die Heuböden im Mostviertel gründlich gekehrt. In dieser Nacht tanzt die lebensbringende Sampa-Muatta mit ihren Geißlein. Es ist streng verboten, sie dabei zu beobachten! Währenddessen essen alle Familienmitglieder aus der “Sampa-Mülch”. Das ist ein Gemisch aus zerkleinertem Gebäck und warmer Milch. Über Nacht lässt jeder seinen Löffel im Rest der “Sampa-Mülch” stecken. Wer am Morgen des 6. Jänner am meisten Rahm auf seinem Löffel hat, wird im nächsten Jahr der Reichste der Familie sein.
Advent- und Weihnachtsbräuche — Museum Niederösterreich
Typisch niederösterreichische Advent-Bräuche – NÖN.at
Oberösterreich / Salzburg - Das Aperschnalzen
Mit dem rhythmischen Schnalzen und Knallen mit den “Goaßln” (Peitschen) des Aperschnalzens werden in Oberösterreich und Salzburg der Winter (aper = schneefrei) und die bösen Mächte der Dunkelheit vertrieben. So wird das neue Jahr von sogenannten Passen, das sind Gruppen von 7-9 Männern, feierlich eingepeitscht.
https://www.land-oberoesterreich.gv.at/272176.htm
https://www.berchtesgaden.de/tradition-brauchtum/fruehling/aperschnalzen
Tirol - Die Lostage
In Tirol zählen die 12 Rauhnächte zu den “Lostagen”. Losen heißt so viel wie horchen, lauschen oder vorhersagen. Viele Menschen führen ein Rauhnachtstagebuch und notieren darin alles, was sie an diesen 12 Lostagen vernehmen: Träume, Naturbegegnungen, Ideen, Beobachtungen, Erkenntnisse, Wetter, Zufälle, usw.
Jede Rauhnacht steht hier in Verbindung mit einem der folgenden 12 Monate und gewährt dem achtsam losenden Menschen einen vorsichtigen Blick in die Zukunft.
Die “Grammatik” der Rauhnächte
Die vier wichtigsten Rauhnächte sind:
die Wintersonnenwende oder Thomasnacht von 21./22.12.
die Heilige Nacht von 24./25.12.
die Silvesternacht von 31.12./1.1.
die Nacht zu den Heiligen Drei Königen von 5./6.1.
Hier wird deutlich, dass Anfang und Ende der Rauhnächte nicht einheitlich festgelegt sind. Für manche beginnen die Rauhnächte am 21.12. und dauern bis zum 2.1., für andere wiederum beginnen sie am 24.12. und enden am 4.1.. In diesen beiden Varianten liegt die Nacht von 5./6.1. “außerhalb” der 12 Rauhnächte.
Für mich persönlich ist der Beginn der Rauhnächte – wie für viele andere – mit der Nacht vom 24./25.12. ideal. Das aufregende Weihnachtsfest mit unseren Kindern, Eltern und Geschwistern ist vorüber und ich kann das alte Jahr entspannt und genüsslich loslassen. Außerdem kann ich mich bereits ab der Thomasnacht am 21.12. Schritt für Schritt auf die Rauhnächte einstimmen.
Denn mit einem Wintersonnwendfeuer feiere ich jedes Jahr in der Thomasnacht mit meiner Familie die Rückkehr des Lichts.
Eine Rauhnacht dauert übrigens genau 24 Stunden.
1. Rauhnacht: 25.12. (00:00 bis 24:00 Uhr)
2. Rauhnacht: 26.12. (00:00 bis 24:00 Uhr)
3. Rauhnacht: 27.12. (00:00 bis 24:00 Uhr)
4. Rauhnacht: 28.12. (00:00 bis 24:00 Uhr)
5. Rauhnacht: 29.12. (00:00 bis 24:00 Uhr)
6. Rauhnacht: 30.12. (00:00 bis 24:00 Uhr)
7. Rauhnacht: 31.12. (00:00 bis 24:00 Uhr)
8. Rauhnacht: 1.1. (00:00 bis 24:00 Uhr)
9. Rauhnacht: 2.1. (00:00 bis 24:00 Uhr)
10. Rauhnacht: 3.1. (00:00 bis 24:00 Uhr)
11. Rauhnacht: 4.1. (00:00 bis 24:00 Uhr)
12. Rauhnacht: 5.1. (00:00 bis 24:00 Uhr)
Die Rauhnächte heute - Literaturtipps
Jede Rauhnacht soll energetisch mit einem Monat des Folgejahres in Verbindung stehen. Je nach Autor oder Ansatz wird diese Verbindung sehr unterschiedlich interpretiert.
Am Ende des Artikels findet ihr eine Vergleichstabelle mit Literaturtipps, welche die unterschiedlichen Interpretationen verdeutlicht.
Die Rauhnächte - Mein persönliches Niemandsland
“Die Rauhnächte sind wie das Niemandsland zwischen zwei Grenzstationen. Nicht mehr da. Noch nicht dort. Nur die unendliche Freiheit des Jetzt.”
Elisabeth Eder-Koschar Tweet
Weißt du noch, wie es früher war, als wir an Grenzübergängen zwischen den beiden Grenzstationen warten mussten?
Wenn ich meine Eltern fragte: “Wo sind wir jetzt?”, meinten sie “Im Niemandsland!”.
Das war für mich immer extrem interessant und aufregend. Der Himmel war blauer, die Wiesen grüner, die Luft frischer, Gefühle der Vorfreude, der Wehmut, des Fern- und des Heimwehs vermischten sich… im Niemandsland.
Ich liebte es. Nicht mehr da, noch nicht dort – nur die unendliche Freiheit des Jetzt.
So fühlt sich für mich auch die “Zeit zwischen den Jahren” an.
Ich genieße in diesen Tagen die Leere und den Stillstand der Natur.
Das alte Jahr ist abgeschlossen, das neue Jahr hat noch nicht begonnen. Ich nehme mir Zeit für meine Ideen, Gedanken und Reflexionen und notiere alles in mein Rauhnachtstagebuch, was ich an diesen Tagen erlebe und träume.
In mein Rauhnachtstagebuch schreibe ich jeden Tag:
Meine Nachtträume (Gleich nach dem Aufwachen notieren!)
Meine Stimmung – über den Tag verteilt, diesbezügliche Herausforderungen, Glücksgefühle, Höhen und Tiefen
Das Wetter – was für ein Gefühl, welche Erinnerungen oder Emotionen lösen das Wetter bei mir aus
Überraschende Situationen – ich nehme nichts als selbstverständlich oder belanglos hin und bin neugierig auf den Tag
Interessante Beobachtungen – in der Natur, in der Gesellschaft, in meinen Gedanken
(In)direkte Begegnungen – mit Menschen und/oder Tieren
Meine Ideen – auch wenn sie noch so unmöglich erscheinen
Meine Einfälle – deren Ursprung ich mir nicht erklären kann, die scheinbar gar nichts mit mir zu tun haben.
So darf mich jede der 12. Rauhnächte energetisch mit einem der 12 Kalender- bzw. Mondmonate des Folgejahres verbinden, wenn ich die leisen Botschaften der Rauhnächte wahrnehme. Im Laufe des folgenden Jahres schaue ich immer wieder gerne in mein Rauhnachtstagebuch “zurück” und lese nach, welche Botschaften mir die “Anderswelt” in den 12 geschenkten Tage zwischen den Jahren zukommen ließ.
Ob es wahr ist oder nicht. Ob wir an so etwas glauben oder nicht. Das sei jedem selbst überlassen.
Mir bietet mein Rauhnachtsritual auf jeden Fall eine Möglichkeit, mich vorfreudig auf das nächste Jahr einzustimmen.
Denn in meiner Welt co-existieren Spiritualität, Naturwissenschaften, Technik, Glaube, Logik und Schicksal mit- und nebeneinander.
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Rauhnächte – die Magie der 12 heiligen Nächte (Emonora Brevil)
Familie & Basis
Die eigene Spiritualität
Wunder und Öffnung des Herzens
Transformation
Liebe und Freundschaft
Loslassen und Bereinigen
Hinübergehen und Vorbereitung
Segen erhalten und Neustart
Licht, Klarheit und Frieden
Wandel und mit dem Göttlichen verbinden
Abschied nehmen
Nacht der Wunder
Das Wunder der Rauhnächte (Valentin Kirschgruber)
Altes abschließen
Still werden
Sich öffnen
Seine inneren Weisheit vertrauen
Den Körper heiligen
Die Gefühle umarmen
Seine Herzensziele entdecken
Eine Entscheidung treffen
Verzeihen, versöhnen, Frieden schließen
Achtsam werden
Dankbar sein
Zum Licht erwachen
Die wundersame Zeit zwischen den Jahren (Melanie Völker)
Basis & Wurzeln – Steinbock
Still werden – Wassermann
Herz öffnen – Fische
Der inneren Stimme vertrauen – Widder
Sich selbst heiligen – Stier
Fließen lassen – Zwilling
Den Pfad der Seele entdecken – Krebs
Aufbruch – Löwe
Fülle – Jungfrau
Verbindung zum Göttlichen – Waage
Dankbar sein – Skorpion
Ins Licht erwachen – Schütze
Räuchern Rauhnacht Rituale (Sigrid Csurda-Steinwender)
Die weibliche Kraft und die Mutter
Zeit der Gemeinschaft
Wachstum und das Keimen der neuen Saat
Tag der Unschuld
Abschiedsschmerz und Heimat
Das Beenden und Umkehren
Das Nichts
Die Willenskraft
Licht und Schatten
Dankbarkeit
Blick hinter den Schleier
Die Wandlung