Unter der Drachenwand – österreichische Literatur – eine Rezension von Sonja H.

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Autor: Arno Geiger, Titel: „Unter der Drachenwand“, Gattung: Roman

Autor

Der 1968 in Bregenz geborene Arno Geiger hat eine Reihe von Werken veröffentlicht, darunter ‘Es geht uns gut’ (2005), ‘Alles über Sally’ (2010), ‘Der alte König in seinem Exil’ (2011), ‘Selbstporträt mit Flusspferd’ (2015), ‘Unter der Drachenwand’ (2018) und ‘Das glückliche Geheimnis’ (2023). Sein Schaffen wurde mit zahlreichen Preisen gewürdigt, einschließlich des Deutschen Buchpreises, des Friedrich-Hölderlin-Preises und des Rheingau Literatur Preises. Geiger lebt in Wien und Wolfurt.

Hauptakteure (Protagonisten)

Veit Kolbe, Soldat im zweiten Weltkrieg, ist die Hauptperson des Romans und von ihm ausgehend werden die Schicksale diverser Menschen aus der näheren und weiteren Beziehung erzählt.
Im Roman wechseln fallweise die Ich-Personen, wenn beispielsweise Briefe der Protagonisten inhaltlich wiedergegeben werden.

Übersicht der Handlung

Veit Kolbe, an der Schwelle zum Studienbeginn, wird eingezogen und muss an die Front. Nach vier Jahren wird er Anfang 1944 schwer verwundet. Rekonvaleszent kommt er nach Wien in die elterliche Wohnung und muss feststellen, dass die ideologische Auseinandersetzung mit dem Vater aussichtslos ist während die Mutter schweigt. Sein Ansuchen um Verlegung des Genesungsurlaubs nach Mondsee wird genehmigt. Der Bruder des Vaters ist Postenkommandant in Mondsee und organisiert eine Unterkunft. Im Privatquartier nebenan ist auch eine junge Deutsche, Margot, mit einem Säugling untergebracht. Der Bruder der Wirtin träumt von einer Zukunft in Brasilien wo er einige Jahren zuvor schon gelebt hat. Seine Einstellung zum Krieg äußert er oft ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit „ Die Menschen haben sich bereitwillig jedem Zwang untergeordnet und den Krieg akzeptiert wie das Reißen in der Schulter.“ Im Ortsteil Schwarzindien sind auch verschickte jugendliche Mädchen aus Wien sowie die Lagerlehrerin einquartiert. Einer jüdischen Familie in Wien wird schon vor Kriegsbeginn dringend zur Flucht geraten. Unschlüssig werden diverse Möglichkeiten ausgeschlagen und diese Entscheidungen führen schlussendlich zur Katastrophe.
Veit Kolbe ist körperlich und seelisch traumatisiert. Er bezeichnet die Kriegsmaschinerie als Dienstgeber. 1944 kommt der Krieg auch in Oberösterreich näher. Viele feindliche Flieger sind in der Luft und „Der Dienstgeber hat nichts, mit dem er hätte dagegenhalten können.“ Die Wunde heilt kaum und er hat Alpträume. Gleichzeitig hofft er, dass er nicht wieder einberufen wird. Die Kommunikation mit den Menschen im Ort gestaltet sich schwierig. Mit der Zeit jedoch verbessert sich sein Zustand und es beginnt eine vorsichtige Freundschaft zur Zimmernachbarin und zum „Brasilianer“.
Eines der verschickten Mädchen, Nanni, ist verliebt in ihren Cousin Kurt, der in Wien noch die Schule besucht. Sie schreiben sich schwärmerische Briefe und träumen von einem Wiedersehen. Kurt ahnt, dass er demnächst auch eingezogen wird. „Die mündlichen Prüfungen werden nur noch Formsache sein. Dann wird es uns bald treffen, es scheint, als wollten sie mit Ferdl und mir den Krieg gewinnen.“ Kurz darauf verschwindet Nanni spurlos und auch die Suche bleibt vorerst erfolglos. Monate später wird sie tot unterhalb der Drachenwand gefunden.
Ende 1944 sind sämtliche Aufschübe und erschwindelten Verlängerungen des Genesungsurlaubs von Veit abgelaufen. Mit der Liebe zu Margot und der Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft rückt Veit mit einer großen Portion Überlebenswillen ein.

Mein Fazit

Die Geschichten von diversen Personen , der Gesellschaft, die sehr, weniger oder gar nicht an die methodische Propaganda und den Sieg glaubten, lösen bei mir jedes Mal aufs Neue unaussprechliche Gefühle aus. Unbegreiflich und doch wissend, dass Angst, Leid und Gewalt vorherrschten.

Auf den letzten Seiten wird für mich überraschend festgehalten, dass die Personen der Handlung tatsächlich gelebt haben. Diese Erkenntnis hat mich zuletzt noch bestürzt.

„Das gute Ansehen des Krieges beruht auf Irrtum.“

Dieses Zitats – bald 80 Jahre nach Kriegsende – ist leider auch heute erschreckend aktuell.

Daten zum Buch

EUR 13,00 [DE] – EUR 13,40 [AT]

ISBN: 978-3-423-14701-9

Erscheinungsdatum: 21.06.2019
15. Auflage, 480 Seiten

Format: 12,2 x 19,1 cm

Sprache: Deutsch

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Marion Fuchs

Marion Fuchs - mein Credo - Wir haben in Österreich und Europa so viele kreative Köpfe und Menschen, die mit Leidenschaft und Herzblut Neues erschaffen oder Altes erhalten. Diese kreativen Köpfe sollen auf Pollids gefeiert werden!

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