Das österreichische Bundesland Tirol ist eine Region, in der seit jeher Traditionen gepflegt und von Generation an Generation weitergegeben werden. Daher haben sich hier viele Bräuche etabliert.
Ganz besonders trifft das auf die Weihnachtszeit zu. In der „staden“ Zeit kurz vor Ende des Jahres wird an vielen Orten jahrhundertealtes Brauchtum gepflegt., und zwar in den verschiedensten Bereichen: von der Musik über die Kulinarik bis hin zum Kunsthandwerk.
Viele Traditionen gibt es nur hier und werden daher von den Einheimischen gehegt und gepflegt. Nicht wenige davon ziehen auch Urlauber und Gäste von auswärts an. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die wichtigsten Tiroler Bräuche zur Weihnachtszeit und den Jahreswechsel.
Weihnachtskrippen: Wahre Kunstwerke aus Holz

In vielen Orten Tirols finden sich Krippenvereine. Deren Aufgabe ist es, sich um die Krippen im Ort zu kümmern. Wie schon kleine Kinder wissen, stellen Krippen die Weihnachtsgeschichte rund um die Geburt Jesu anschaulich dar. In Tirol gibt es eine große Anzahl an ganz besonderen Schmuckstücken. Viele der Krippen sind in Handarbeit kunstvoll geschnitzt und verziert. Sie zu betrachten ist ein wahrer Augenschmaus. Manche Familien haben Krippen, die sie von Generation zu Generation weitergeben. Wer handwerklich geschickt ist, schnitzt einfach weiter an der Familienkrippe. Und so gesellen sich mit der Zeit zu Maria, Josef und dem Jesuskind sowie den drei Königen aus dem Morgenland allerhand Schafe, Kühe, Esel, Hirten und andere Figuren. Da wäre es schade diese Prunkstücke nur unter dem heimischen Christbaum aufzustellen.
An vielen Orten in Tirol gibt es deshalb zur Weihnachtszeit oder zu Anfang des neuen Jahres Krippenausstellungen. Dort lassen sich die verschiedenen Werke bestaunen. Die Tiroler nennen das „Krippele schauen“. In Imst beispielsweise organisiert der Krippenverein alljährlich einen Rundwanderweg, auf dem über 30 Krippen im Ort bestaunt werden können. Das ist eine unterhaltsame Runde für die ganze Familie.
Tirol ist natürlich auch ein guter Ort, um selbst für die heimische Krippe einzukaufen. In der Innsbrucker Altstadt gibt es zum Beispiel einige Läden, in denen Kunden handgeschnitzte Unikate erstehen können. Ob klein, ob groß, ob lackiert oder bemalt – die Auswahl ist mannigfaltig und die Figuren ein hochwertiges Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.
Die Tiroler Weihnachtsmärkte: Kunsthandwerk, Kulinarik und mehr
Wie überall in Europa gibt es auch in Tirol zur Weihnachtszeit viele Märkte. Dort wird Kunsthandwerk feilgeboten, es gibt musikalische Unterhaltung und nicht selten zieht das Christkind ein – manchmal sogar begleitet von einer Herde Schafe. Zu den schönsten Weihnachtsmärkten in Tirol zählen die verschiedenen Märkte in der Landeshauptstadt Innsbruck (erfahrt mehr über Innsbruck in der Vorweihnachtszeit) sowie die Weihnachtsmärkte in den Orten Hall in Tirol, Rattenberg und Mayrhofen im Zillertal. Und auch der Weihnachtsmarkt auf der mächtigen Festung in Kufstein ist jedes Jahr wieder einen Besuch wert. Ein ganz besonderes Flair herrscht bei der Achensee Weihnacht, die in Pertisau am Achensee begangen wird. Her liegt eine ganz besondere Stimmung in der Luft, wenn die vielen Lichter im See glitzern und das ganze Tal in eine romantische Kulisse mit schneebedeckten Bergen hüllen.
Die kulinarischen Weihnachtsbräuche in Tirol: Von Kiachl, Glühwein und Punsch

Auf den Tiroler Weihnachtsmärkten ist auch kulinarisch einiges geboten. Zu den Klassikern zählen frisch gebackene Kiachl. Das ist ein Hefeteiggebäck, das in heißem Fett gebacken wird. Gegessen wird es in zwei Varianten: Deftig und süß. Die süße Variante wird mit Staubzucker bestreut und mit Preiselbeeren serviert. Die deftige Variante wird traditionell mit Sauerkraut gegessen. Wer sich nicht entscheiden kann, isst einfach beides. Dazu schmecken Glühwein oder Marillenpunsch. (hier findet ihr köstliche Glühweinrezepte)
Auf dem Weihnachtsmarkt in Rattenberg kommt Abwechslung ins Glas. Dort gibt es den Rattenberger Adventwein und das spezielle Adventbier der Kristallbrauerei Alpbach.Auch ein Brauch, der sich in Tirol bzw. der ganzen Alpenregion etabliert hat, ist das Törggelen. Dazu trifft man sich in der kalten Jahreszeit mit Freunden und Familien zu einem gemütlichen gemeinsamen Essen. Traditionell gibt es dabei Gerstlsuppe, Knödelsuppe, heiße Maroni oder eine deftige Brettlause mit leckerem Speck und würzigem Bergkäse.
Am Heiligabend selbst setzen übrigens viele Tiroler auf einfache Gerichte: Nudelsuppe oder Frankfurter mit Brot kommen dort bei vielen Familien auf den Tisch. Und an den Feiertagen gibt es gerne Gans oder Ente.
Singen und Musizieren zur Weihnachtszeit: „Stille Nacht“ und Engel, die Purzelbäume schlagen

Es ist ein alter Brauch in der Weihnachtszeit von Tür zu Tür zu ziehen und dabei zu singen. Das nennt man Anklöpfeln. Dieser Brauch wird immer noch an einigen Orten in Tirol hochgehalten. Manchmal sind es die Kinder, die anklöpfeln und dafür mit einem Geschenk bedacht werden. In manchen Orten übernehmen auch Bläser diese Aufgabe – man nennt das das Weisenblasen.
Musikalische Familien sitzen zu Weihnachten gerne zusammen und musizieren gemeinsam. Zu den beliebtesten Instrumenten gehören dabei die Harfe, die Geige, das Hackbrett oder die Trompete.
Musik gehört in jedem Fall definitiv zu den weihnachtlichen Bräuchen in Tirol.
Fest zum Repertoire gehört das Weihnachtslied „Stille Nacht, Heilige Nacht“, das ursprünglich aus Österreich stammt und sich anschließend in der ganzen Welt verbreitet hat. Gedichtet hat es der österreichische Pfarrer Joseph Mohr, komponiert wurde die eingängige Melodie von Franz Xaver Gruber.
Und schon die kleinen Kinder bekommen leuchtende Augen, wenn die ganze Familie „Es hat sich halt eröffnet das himmlische Tor“ singt. Dieses amüsante Tiroler Adventslied, bei dem Engel Purzelbäume („Purzigageggeln“) schlagen, darf unter keinem Weihnachtsbaum fehlen.
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Das Räuchern: Gründliche Reinigung für Haus und Hof

Das Räuchern (oder Ausräuchern) ist in vielen Tiroler Familien fest mit dem Weihnachtsfest verbunden. Bevor das Christkind kommt und seine Gaben unter den Weihnachtsbaum legt, räuchert die ganze Familie gemeinsam das Haus aus. Dabei helfen oft schon die Kleinsten und ziehen mit duftendem Weihrauch von Raum zu Raum. Das Räuchern soll böse Geister oder schlechte Energien vertreiben und ist seit Jahrhunderten ein wichtiges Reinigungsritual im gesamten Alpenraum. Manche Familien machen das Räuchern vor allem am Heiligabend und den nachfolgenden Weihnachtsfeiertagen. Bei anderen Familien gehört das Räuchern fest zum Jahreswechsel oder wird während der ganzen Periode der Rauhnächte praktiziert.
Die Christmette – der feierliche Ausklang des Heiligen Abend
Im katholisch geprägten Tirol gehört der Kirchenbesuch für viele Menschen fest zum Weihnachtsfest dazu. In den Gemeinden wird um Mitternacht oder am späten Abend die Christmette abgehalten. Dabei handelt es sich um einen festlichen Gottesdienst, der dem Weihnachtsabend seinen Höhepunkt verleiht. Nach dem Gottesdienst steht man gerne noch in Grüppchen zusammen und lässt den Abend gemütlich ausklingen.
Nikolaus und Krampus: Das ewige Spiel von Gut gegen Böse

Was in Deutschland der Knecht Ruprecht ist, ist in Tirol der Krampus. Manchmal wird er auch als Kramperl oder Bartl bezeichnet. Der Krampus ist der Begleiter des Nikolaus. Doch während der Nikolaus die braven Kinder beschenkt, bestraft der Krampus die bösen Kinder. Beim Krampus handelt es sich um ein zotteliges, furchteinflösendes Wesen, das das Böse verkörpert. Meist ist er mit einer Rute ausgestattet. In vielen Orten gibt es Anfang Dezember bzw. zu Beginn der Adventszeit einen Krampuslauf. Dieser findet in der Regel am 5. Dezember statt – dem Vorabend des Nikolaustages. Dort tummeln sich allerhand vermummte Gestalten auf den Straßen und beim Anblick des Krampus bekommen nicht nur die Kinder Angst. Die Details beim Krampuslauf sind von Ort zu Ort verschieden. Meist sind die Veranstaltungen jedoch mit viel Lärm, dem Schlagen der Ruten und Feuer verbunden. Traditionell trägt der Krampus eine Maske, die aus Zirbenholz geschnitzt und mit echten Hörnern verziert ist. In früherer Vergangenheit haben sich allerdings auch Masken aus Aluminium oder Kunststoff verbreitet.
Wollt ihr mehr über den Krampus und Perchten wissen – hier gibt es mehr dazu: Grusel im Advent: Wenn Krampus und Perchten ihr Unwesen treiben