So kennen und ?lieben? wir sie: Die knackige Schokoglasur und eine feine, zart schmelzende Schaumfülle. Das sind die Markenzeichen der flaumig-süßen Schwedenbombe. Die ewige Frage, ob sie mit oder ohne Kokosraspel besser schmeckt, beschäftigt ihre Anhängerschaft seit Generationen und trägt zu ihrem Kultstatus wohl noch bei. Hinter der Süßigkeit, die auf eine turbulente Geschichte zurückblickt und schon öfters für Schlagzeilen sorgte, steht eine treue Fangemeinde.
Aber wie entstand der Hype um die Schwedenbombe, und was macht die Wiener Schaumkuppel so außerordentlich beliebt? Begleitet mich auf eine Reise durch die aufregende Vergangenheit der traditionellen Spezialität.
- Freundschaft als Erfolgsrezept: So entstand die Schwedenbombe
- Erfolgreiche Jahre und Turbulenzen
- Geliebte Schwedenbomben: Beispielloses Fan-Engagement auf Facebook
- Die Schwedenbombe geht mit der Zeit
- Der Charme der Schwedenbombe: Das macht die Süßigkeit einzigartig
- Fazit: Die Schwedenbombe – ein Stück Kulturgut
Freundschaft als Erfolgsrezept: So entstand die Schwedenbombe
Im Jahr 1926 grübeln drei junge Menschen, ein österreichisches Ehepaar mit ihrem schwedischen Freund, über der Rezeptur zu einer neuen Süßspeise. Es wird probiert, wieder verworfen, gerührt und verkostet, bis die drei endlich mit ihrer Kreation zufrieden sind. Mit ihrer Idee legen die Freunde den Grundstein zu einem der beliebtesten österreichischen Markenprodukte. Aber wie kam es zu der erfolgreichen Zusammenarbeit?
Ihren Anfang nahm die Geschichte im Jahr 1890, als der oberösterreichischer Konditor Edmund Niemetz in Linz seine eigene Konditorei eröffnete. Sein Sohn Walter trat in die Fußstapfen seines Vaters, zuerst trieb es ihn jedoch auf der Suche nach Inspiration und neuen Erfahrungen in die Welt hinaus. So landete er in Paris und lernte das Konditorhandwerk in den besten Patisserien.
Jahre später zog es den jungen Konditor zurück in seine Heimat. Inspiriert von den Köstlichkeiten der französischen Küche, wollte der findige Konditor zusammen mit seiner Frau Johanna eine neuartige Spezialität für den österreichischen Markt kreieren. Die flaumigen Schokoküsse der französischen Konditoreien hatten es dem Paar wohl angetan. Das richtige Rezept zu entwickeln, gestaltete sich allerdings nicht ganz einfach. Unterstützung holten sich die beiden von einem befreundeten Zuckerbäcker aus Schweden, und mit seiner Hilfe wurde ihre Idee schließlich von Erfolg gekrönt.
Die perfekte Rezeptur für die schaumgefüllte Süßigkeit mit dem schokoladigen Überzug war dank der gelungenen Zusammenarbeit gefunden. Als Dank für die Hilfe ihres schwedischen Freundes gaben Walter und Johanna Niemetz ihrer neuen Kreation den Namen „Schwedenbombe“.
Damit begann die Erfolgsgeschichte der Schwedenbombe und der „Süßwarenmanufaktur Niemetz“, die 1930 in Wien gegründet wurde.
Erfolgreiche Jahre und Turbulenzen
Fortan wurde die Schwedenbombe in Wien produziert und erfreute sich bald großer Beliebtheit.
1934 ließ Walter Niemetz die Schwedenbombe als Marke eingetragen. Bereits in den 50er Jahren wusste der Unternehmer die Möglichkeiten der modernen Medien zu nutzen. So entstand eine Reihe von TV-Werbespots, die die Bekanntheit der Schwedenbombe weiter steigerten. Schon damals setzte Niemetz auf Werte wie Beständigkeit und Qualität, für die die Schwedenbombe heute noch steht.
In den folgenden Jahren blieb die Schwedenbombe anhaltend erfolgreich. In den 60ern erweiterte man das Sortiment um die beliebten Manja- und Swedy-Stangerl, die auch heute noch nach dem Originalrezept hergestellt werden. Ab 1969 waren Schwedenbomben in der bekannten Sechser-Klarsicht-Packung erhältlich, die bis heute unverändert ist und mit sympathischem Retro-Charme besticht.
Nach dem Ableben von Walter Niemetz im Jahr 1992 übernahm seine Tochter Ursula Niemetz das Unternehmen. Ab Mitte der 90er Jahre machten dem Betrieb zunehmend finanzielle Schwierigkeiten zu schaffen. Die Situation führte schließlich zur Insolvenz im Jahr 2013.
Geliebte Schwedenbomben: Beispielloses Fan-Engagement auf Facebook
Die Nachricht von der geplanten Schließung der Niemetz Süßwarenmanufaktur versetzte die Schwedenbomben-Fans in Aufregung. Dass für die Schaumküsse die letzte Stunde geschlagen haben sollte, war für ihre Liebhaber nicht vorstellbar – und so entstand eine Facebook-Gruppe, die es sich zum Ziel setzte, die Schwedenbombe zu bewahren. Als Akt der Solidarität riefen sie auf „Rettet die Niemetz-Schwedenbombe“ zu einem Ansturm auf die Geschäfte auf. Über 10.000 Fans setzten ein klares Zeichen, dass die Zeit der Schwedenbombe noch nicht abgelaufen war.
Mit der Übernahme durch die Heidi Chocolat AG im selben Jahr konnte die Produktion tatsächlich gerettet und weitergeführt werden. Der Neustart war ein durchschlagender Erfolg – mittlerweile hat sich der Umsatz verdreifacht, die Produktionsstätte ist umgesiedelt und das Sortiment wurde erweitert.
Die Schwedenbombe geht mit der Zeit
Fast ein Jahrhundert hat die Schwedenbombe inzwischen überdauert und Millionen Naschkatzen erfreut. Nach wie vor nach Originalrezept hergestellt, ist die legendäre Süßigkeit im 21. Jahrhundert angekommen.
Sie verfügt über einen professionellen Auftritt und ist in sozialen Medien vertreten. Das moderne Sortiment von Niemetz kann immer wieder mit neuen Geschmacksrichtungen und Ideen wie Schwedenbomben-Eis aufwarten. Seit neuestem gibt es die Möglichkeit, spezielle Workshops zu besuchen und eigene Schwedenbomben zu kreieren. Das Unternehmen setzt auf nachhaltige Zutaten und verwendet 100 % Fairtrade zertifizierten Kakao.
Der Charme der Schwedenbombe: Das macht die Süßigkeit einzigartig
Die Geschichte der Wiener Schwedenbombe mit all ihren Höhen und Tiefen ist tatsächlich einzigartig. Was aber ist das Geheimnis der Schaumkuppel, dass sie so eine treue Fangemeinde hinter sich vereinen konnte und über Generationen unverändert beliebt bleibt?
Denn vergleichbare Produkte sind durchaus im Handel erhältlich, wie die bekannten, etwas größeren Schaumküsse eines deutschen Herstellers. Nicht nur die außerordentlich feine Fülle macht bei den Schwedenbomben den Unterschied – so enthält der Schaum der Niemetz Schwedenbomben einen kleinen Anteil Kakao und ist deshalb leicht gesprenkelt.
Neben diesem geschmacklichen Merkmal machen einige Besonderheiten die Schwedenbomben so unvergleichlich:
- Mit oder ohne Kokosstreusel? Seit jeher gibt es Schwedenbomben in zwei Varianten: Pur mit Schokoladenglasur, oder mit Kokosraspeln bestreut. An der Frage, welche besser schmeckt, scheiden sich die Geister – die Wahl der Lieblings-Nascherei polarisiert seit jeher, tut dem Genuss jedoch keinen Abbruch.
- Unverändertes Originalrezept – Noch heute werden Niemetz Schwedenbomben nach dem ursprünglichen Rezept hergestellt.
- Frischer Genuss – Schwedenbomben werden nur auf Bestellung produziert und sind maximal 3 Wochen haltbar.
- Traditionelle Originalverpackung – Sowohl die Klarsichtverpackung als auch der typische, markenrechtlich geschützte Schwedenbomben-Konditor auf den Packungen sind von Anbeginn unverändert.
Fazit: Die Schwedenbombe – ein Stück Kulturgut
Die Geschichte der Schwedenbomben zeigt, dass es sich lohnen kann, am Bewährten festzuhalten. Nicht viele Produkte können auf eine über Generationen aufgebaute Anhängerschaft zurückblicken, die für ihre Lieblings-Süßigkeit bei Bedarf auch Einsatz zeigt.
Der nostalgische Charme, aber vor allem der unvergleichliche Geschmack einer Schwedenbombe gehören für Groß und Klein in Österreich einfach dazu, und somit sind die Zukunftsaussichten für die Schwedenbombe durchaus vielversprechend.