Was ist ein Caganer? (Katalonien)
Der “Caganer” ist eine faszinierende und ungewöhnliche Figur in der katalanischen Weihnachtstradition. Ursprünglich im 18. Jahrhundert in Katalonien entstanden, ist der Caganer eine kleine, humorvolle Figur, die in Krippenszenen platziert wird. Das Wort “caganer” bedeutet wörtlich “der Scheißer” auf Katalanisch.
Die Figur wird traditionell als ein kleiner Mann in katalanischer Tracht dargestellt, der mit heruntergelassener Hose hockt. Der Caganer ist meist in einer versteckten Ecke der Krippe platziert, abseits von den zentralen Figuren wie Maria, Josef und dem Jesuskind. Obwohl es auf den ersten Blick respektlos erscheinen mag, wird der Caganer tatsächlich als Symbol des Glücks und der Fruchtbarkeit angesehen. Sein Akt des Düngens des Bodens wird als ein Zeichen des Glücks für das kommende Jahr interpretiert, indem er die Erde für die nächste Ernte vorbereitet.
Im Laufe der Zeit hat sich die Darstellung des Caganers weiterentwickelt. Neben der traditionellen Figur in katalanischer Kleidung gibt es mittlerweile moderne Versionen, die berühmte Persönlichkeiten, Politiker, Sportler und andere öffentliche Figuren darstellen. Diese zeitgenössischen Interpretationen des Caganers werden oft als humorvolle Kommentare zu aktuellen Ereignissen oder als Sammlerstücke geschätzt.
Der Caganer ist ein einzigartiges Element der katalanischen Kultur und ein Beispiel dafür, wie Humor und Tradition sich in den Feiertagsbräuchen vereinen können. Er ist nicht nur in Katalonien, sondern auch in anderen Teilen Spaniens und sogar in einigen Gebieten Italiens und Portugals bekannt. Trotz seiner eigenartigen Darstellung ist der Caganer ein geliebter und unverzichtbarer Teil der Weihnachtstradition in diesen Regionen.
"Yule Lads" (Isländisch: Jólasveinarnir oder Yulemen)
Die “Yule Lads” (Isländisch: Jólasveinarnir oder Yulemen) sind faszinierende und charakteristische Figuren aus der isländischen Weihnachtstradition. Sie sind eine Gruppe von 13 schelmischen Trollen, die in den 13 Nächten vor Weihnachten, beginnend am 12. Dezember, in isländische Häuser kommen. Jeder der Yule Lads hat seinen eigenen Namen und Charakterzug oder Verhalten, das oft schelmisch oder sogar unartig ist.
Traditionell ziehen die Yule Lads von ihrem Zuhause in den Bergen herab, um Kindern in den Nächten vor Weihnachten kleine Geschenke oder, wenn diese unartig waren, Kartoffeln in ihre Schuhe zu legen, die sie in den Fenstern oder an der Tür hinterlassen. Jeder der Yule Lads bleibt zwei Wochen lang, wobei der erste am Heiligabend wieder abreist und der letzte am 6. Januar.
Die Namen und Eigenschaften der Yule Lads variieren, aber einige der bekanntesten sind zum Beispiel:
- Stekkjastaur (Schafstotterer), der Schafe ärgert.
- Giljagaur (Schluchtenkauer), der sich in Scheunen herumtreibt.
- Stúfur (Stumpy), der klein und niedlich ist.
- Þvörusleikir (Löffellecker), der Holzlöffel ableckt.
- Pottaskefill (Topfschaber), der Töpfe ausleckt.
- Askasleikir (Schüssellecker), der Schüsseln ausschleckt.
- Hurðaskellir (Türknaller), der Türen zuschlägt.
Diese Figuren waren ursprünglich als einschüchternder Teil der isländischen Folklore gedacht, haben sich aber im Laufe der Zeit zu eher schelmischen als furchteinflößenden Charakteren gewandelt, die heute Teil der festlichen Weihnachtstraditionen in Island sind. Die Yule Lads spiegeln die Einzigartigkeit der isländischen Kultur wider und sind ein gutes Beispiel dafür, wie traditionelle Geschichten und Charaktere im Laufe der Zeit eine freundlichere und festlichere Bedeutung annehmen können.
Barbarazweige 4. Dezember (Österreich)
Barbarazweige, benannt nach dem liturgischen Gedenktag der heiligen Barbara am 4. Dezember, sind eine alte Tradition, die in der römisch-katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche gepflegt wird. Dieser Brauch beinhaltet das Schneiden von Zweigen verschiedener Obstbäume und das Aufstellen dieser in der Wohnung. Diese Zweige, die von diversen Obst-, Rosskastanien-, Weiden-, Rotdorn- oder Forsythienbäumen stammen können, sollen bis zum Heiligen Abend blühen und zum Weihnachtsfest die Wohnung schmücken.
Die Tradition des Barbarazweigs geht auf eine Legende zurück, in der die heilige Barbara einen abgebrochenen Zweig in ein Gefäß mit Wasser stellte, der dann an ihrem Todestag blühte. Dieser Brauch wird mit Glück im kommenden Jahr assoziiert, und in einigen Regionen weisen junge Mädchen jedem Zweig den Namen eines Verehrers zu, wobei der zuerst blühende Zweig den zukünftigen Bräutigam symbolisieren soll. Der Barbarazweig wurde auch in anderen Orakeln verwendet, beispielsweise zur Vorhersage der Erntegröße oder sogar von Lottozahlen.
Eine bekannte Bauernregel dazu lautet: “Knospen an St. Barbara, sind zum Christfest Blüten da.” Eine spezielle Variante des Barbarazweigs ist das Aufstellen eines Barbarabaums, auch bekannt als Weihnachtsmaien. Hierbei werden ganze Äste oder gröbere Zweige von Obstgehölzen verwendet und reichlich mit weihnachtlichem Schmuck behängt. Diese Äste werden einige Tage vor dem Barbaratag geschnitten und in die warme Stube gestellt, um am Weihnachtsfest zu blühen.
Sinterklaas - 5/6. Dezember (Niederlande)
Sinterklaas, in den Niederlanden bekannt und an den Heiligen Nikolaus von Myra angelehnt, ist die zentrale Figur eines traditionellen Kinderfestes, das vorrangig am 5. Dezember in den Niederlanden und am 6. Dezember in Belgien sowie in einigen ehemaligen niederländischen Kolonien begangen wird. Er zeichnet sich durch sein bischöfliches Gewand, einen roten Mantel und einen Bischofsstab aus, begleitet von seinem Helfer, dem Zwarte Piet.
Die Wurzeln dieses Festes reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück und waren zunächst auf den Osten beschränkt. Im 13. Jahrhundert wurde der Namenstag des Heiligen Nikolaus auch im Westen als bedeutender Feiertag etabliert. Früher wurden in Kirchen am 5. Dezember, dem Vorabend seines Sterbetages, Schuhe aufgestellt, in die wohlhabende Bürger Geld für die Armen legten. Heute stellen Kinder ihre Schuhe zuhause auf, in der Hoffnung, am nächsten Tag Geschenke darin zu finden.
Trotz Versuchen, das Sinterklaasfest wegen seiner heidnischen und katholischen Elemente abzuschaffen, blieb es aufgrund seiner Beliebtheit bestehen.
Eine wichtige Tradition ist die jährliche Ankunft von Sinterklaas per Dampfschiff aus Spanien, die den Start der Sinterklaaszeit markiert. Diese Ankunft wird im niederländischen Fernsehen übertragen und findet im November statt. In dieser Zeit stellen Kinder ihre Schuhe auf, oft mit einer Zeichnung für Sinterklaas oder Leckereien für sein Pferd. Sinterklaas bringt in Begleitung des Zwarte Piet Geschenke (übersetzt “Schwarzer Peter”), die Kinder am nächsten Morgen in ihren Schuhen finden.
Das Hauptfest, bekannt als Pakjesavond, wird am Abend des 5. Dezembers gefeiert, wobei Sinterklaas hauptsächlich Spielzeug und andere Geschenke verteilt. Dieser Brauch hat seine Wurzeln in einem vorchristlichen Ritual, bei dem Fruchtbarkeitssymbole wie Äpfel und Nüsse verschenkt wurden.
Einige neuere Traditionen, wie Sinterklaas’ Ankunft aus Spanien und die Figur des Zwarte Piet, gehen auf den Lehrer und Kinderbuchautor Jan Schenkman im 19. Jahrhundert zurück.
In Grouw, einem Dorf in Friesland, wird statt Sinterklaas der Sint-Piter gefeiert, eine dem Sinterklaas ähnliche Figur, die jedoch auf dem Heiligen Petrus basiert.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts begann der Weihnachtsmann (Kerstman), Sinterklaas als Geschenkebringer Konkurrenz zu machen, und das Fest entwickelte sich zu einem Anlass für Geschenke, die nicht nur an Kinder, sondern auch an Erwachsene verteilt werden.
Krampus versus Perchten (Österreich)
Krampus und Perchten sind beides traditionelle Figuren aus der alpenländischen Folklore, die vor allem im Advent und zur Wintersonnenwende in Erscheinung treten, sich aber in ihrer Bedeutung und Herkunft unterscheiden.
Krampus ist in erster Linie mit dem Nikolaustag am 6. Dezember verbunden und tritt meist als düstere, schaurige Gestalt auf. Er wird oft als teuflischer Begleiter des Heiligen Nikolaus dargestellt, der die unartigen Kinder bestraft, während Nikolaus die artigen Kinder belohnt. Der Krampus ist in der Regel mit Hörnern, Fell, einer Rute und manchmal Ketten ausgestattet. Seine Erscheinung soll Furcht einflößen und zur moralischen Disziplin beitragen.
Perchten hingegen treten in der Zeit rund um die Wintersonnenwende auf und sind Teil der sogenannten Perchtenläufe, die im Alpenraum, vor allem in Österreich und Bayern, stattfinden. Sie symbolisieren sowohl gute als auch böse Geister und sollen die Wintergeister vertreiben und das kommende Frühjahr begrüßen. Perchten tragen oft aufwendige, kunstvoll gestaltete Masken und Kostüme, die je nach Region und Brauchtum variieren können. Während einige Perchten schaurig und furchteinflößend aussehen, sind andere eher wohlwollend und beschützend gestaltet.
Zusammenfassend ist der Krampus hauptsächlich eine Straffigur im Kontext des Nikolaustages, die das Böse symbolisiert und unartige Kinder maßregelt. Perchten hingegen sind Teil eines älteren, vorchristlichen Brauchtums, das den Wechsel der Jahreszeiten markiert und sowohl positive als auch negative Aspekte des Winters und der Naturgeister verkörpert.
La Befana - die Weihnachtshexe (Italien)
“La Befana”, eine volkstümliche Figur aus der italienischen Tradition, vereint die Züge einer alten, zwar nicht besonders ansehnlichen, jedoch herzlichen Dame oder Hexe. Ihr Name leitet sich vom Fest der Epiphanie ab, das auch das Fest der Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar ist. Laut Überlieferung erfuhr La Befana, während sie an ihrem Webstuhl saß, von den Hirten und den drei Königen von der Geburt Jesu.
Der Plan war, dass der leuchtende Weihnachtsstern La Befana und die Könige zum Neugeborenen in der Krippe führen sollte. Doch die alte Dame wollte zunächst ihre Weberei beenden, bevor sie dem Stern folgte. Diese Verzögerung führte dazu, dass sie den Weg verlor, denn der Stern war bereits erloschen, als sie sich aufmachte.
Seither, so erzählt die Legende, fliegt La Befana in jeder Nacht vom 5. auf den 6. Januar auf ihrem Besen durch die Lüfte. Sie ist auf der Suche nach dem Jesukind, dem Bambino Gesù. Während dieser nächtlichen Reise beschenkt sie die braven Kinder mit Geschenken und Süßigkeiten, während die ungezogenen Kinder Carbone, eine Art symbolische Kohle, erhalten. La Befana verkörpert damit eine liebenswerte Tradition, die in Italien von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Maria Empfängnis (Österreich)
Das Fest Mariä Empfängnis, auch bekannt als Unbefleckte Empfängnis, ist ein christliches Fest, das am 8. Dezember gefeiert wird. Es bezieht sich auf die Glaubenslehre, dass Maria, die Mutter Jesu, von ihrer eigenen Mutter ohne die Erbsünde empfangen wurde. Dies ist eine besondere Lehre der römisch-katholischen Kirche und einiger anderer christlicher Traditionen.
Die Unbefleckte Empfängnis Mariens ist nicht zu verwechseln mit der jungfräulichen Empfängnis Jesu, die an Weihnachten gefeiert wird. Die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis betont, dass Maria von Anfang an frei von der Erbsünde war, ein Privileg, das ihr von Gott gewährt wurde, um sie auf ihre Rolle als Mutter Jesu vorzubereiten.
Das Fest wird in der katholischen Kirche als ein bedeutender Feiertag angesehen. Es wird mit Gottesdiensten, besonderen Messen und oft auch mit Prozessionen und anderen religiösen Zeremonien gefeiert. In einigen Ländern ist der 8. Dezember auch ein gesetzlicher Feiertag.
Mariä Empfängnis symbolisiert in der katholischen Theologie die Reinheit und Heiligkeit Marias, die als Vorbild und Fürsprecherin für die Gläubigen angesehen wird. Sie spielt eine zentrale Rolle in der Marienverehrung und ist ein wichtiges Element der katholischen Spiritualität und Theologie.
Advent(s)kalender - wer hat ihn erfunden?
Der Adventskalender, in Österreich als “Adventkalender” bezeichnet, ist ein traditionelles Brauchtum, das seit dem 19. Jahrhundert existiert. Ursprünglich in Deutschland aus einer lutherischen Sitte entstanden, dient der Kalender dazu, die Tage bis Weihnachten zu zählen. Die frühesten Formen des Adventskalenders reichen bis 1839 zurück, als Johann Hinrich Wichern einen Kalender mit Kerzen für Kinder eines Heims kreierte. Im Laufe der Zeit entwickelten sich verschiedene Arten von Adventskalendern, sowohl selbstgebastelte als auch gedruckte Versionen, die Bilder, Sprüche, Süßigkeiten oder andere Überraschungen beinhalten.
Im 20. Jahrhundert erreichte die Produktion und Popularität von gedruckten Adventskalendern ihren Höhepunkt, insbesondere in den 1920er und 1950er Jahren, als sie zu Massenartikeln wurden. Heute gibt es eine breite Palette an Adventskalendern, die von konventionellen mit Schokolade oder Spielzeug bis hin zu digitalen und virtuellen Online-Formaten mit interaktiven Elementen reichen. In neuerer Zeit sind auch Adventskalender in Form von Hörbüchern und Radiosendungen populär geworden, die täglich Geschichten oder andere adventliche Inhalte präsentieren.
Julbock (Skandinavien)
Der Julbock, eine Weihnachtsfigur aus Stroh in der Gestalt eines Ziegenbocks, ist besonders in skandinavischen Ländern wie Schweden, Dänemark und Norwegen als weihnachtlicher Schmuck verbreitet. Diese Figur hat ihre Wurzeln in der germanischen Religion und symbolisierte ursprünglich die jährlich wiederkehrende Fruchtbarkeit der Erde. Der Julbock stand in Verbindung mit dem Donnergott Thor.
In der Geschichte des Julbocks gab es verschiedene Rituale und Bräuche. Junge Männer verkleideten sich in früheren Zeiten als Julböcke, um Kinder und Mädchen zu erschrecken und unterhielten die Gemeinschaft mit Narrenstreichen. In Südschweden gab es das Ritual, den Bock symbolisch zu erschlagen und wieder zum Leben zu erwecken, was die Wiederkehr der Fruchtbarkeit symbolisierte. In späteren, christlich beeinflussten Darstellungen war es üblich, dass Kinder als Gruppe von Hof zu Hof zogen, wobei einer von ihnen als Julbock verkleidet war, um Lieder oder Schauspiele vorzutragen. Als Dank erhielten sie Essen und Trinken.
Eine weitere Tradition war das heimliche Verstecken eines Julbocks beim Nachbarn. Im 19. Jahrhundert wurde es in bürgerlichen Familien üblich, dass eine Person als Julbock verkleidet Geschenke verteilte, ähnlich dem heutigen Weihnachtsmann. Der Stroh-Julbock wurde auch in anderen Ritualen verwendet, beispielsweise um ihn in eine Gruppe tanzender Menschen zu werfen, was Glück für die nächste Ernte bringen sollte.
Skandinavische Sagen stellen den Julbock als dämonisches Wesen dar, das sich in der Adventszeit den Höfen näherte und schließlich an Heiligabend in die Häuser eindrang. Trotz seines furchterregenden Images galt er als Symbol der Fruchtbarkeit. Heute hat der Julbock seine ursprüngliche Rolle fast vollständig an den Weihnachtsmann verloren und dient hauptsächlich als dekoratives Element in der Weihnachtszeit.
Tió de Nadal (Katalonien)
Tió de Nadal, oft einfach als “Caga Tió” bekannt, ist eine einzigartige und kuriose katalanische Weihnachtstradition. Es handelt sich um einen kleinen Holzstamm, der mit einem fröhlichen Gesicht bemalt, mit einer Decke bedeckt und in der Regel mit einer traditionellen katalanischen Mütze, der “barretina”, versehen ist. Der Tió de Nadal wird traditionell ab dem Festtag der Unbefleckten Empfängnis am 8. Dezember “gefüttert” und liebevoll gepflegt.
Am Heiligabend oder an einem Tag vor Weihnachten führen Kinder das Ritual durch, bei dem sie den Tió de Nadal mit Stöcken schlagen, während sie traditionelle Lieder singen, die ihn auffordern, Süßigkeiten und kleine Geschenke “auszuscheiden”. Anschließend wird die Decke entfernt, und die Kinder finden die Geschenke, die der Tió für sie hinterlassen hat. Diese Geschenke sind üblicherweise Süßigkeiten, Nüsse und kleine Spielsachen.
Diese Tradition ist ein charakteristischer Teil der katalanischen Weihnachtsfeiern und spiegelt die einzigartige Kultur und Folklore Kataloniens wider. Der Tió de Nadal ist ein Beispiel für die spielerischen und familienorientierten Aspekte der Feiertage in dieser Region Spaniens.
Die Spanische Weihnachtslotterie
Die Weihnachtslotterie in Spanien, bekannt als “El Gordo” (der Dicke), ist eine der größten und ältesten Lotterien der Welt und ein tief verwurzeltes kulturelles Ereignis in Spanien. Sie findet jährlich am 22. Dezember statt und hat ihren Ursprung im Jahr 1812. Der Name “El Gordo” bezieht sich nicht auf die Lotterie selbst, sondern auf den Hauptgewinn, der einen erheblichen Teil des gesamten Preispools ausmacht.
Die Besonderheit dieser Lotterie liegt in ihrem Format und ihrer kollektiven Natur. Die Lose sind in Serien unterteilt, wobei jedes Los wiederum in Zehntellose (“décimos”) aufgeteilt ist. Dies ermöglicht es mehreren Personen, Anteile an einem Los zu erwerben, wodurch die Lotterie zu einem gemeinschaftlichen Ereignis wird. Viele Spanier bilden Gruppen mit Freunden, Kollegen oder Familienmitgliedern, um Lose zu kaufen, wobei die Gewinne entsprechend der Beteiligung aufgeteilt werden.
Die Ziehung der Weihnachtslotterie ist ein spektakuläres Ereignis und wird von Millionen Zuschauern im Fernsehen und im Internet verfolgt. Die Ziehung erfolgt in einem einzigartigen Prozess, bei dem Schulkinder aus dem Colegio de San Ildefonso in Madrid die Zahlen singend verkünden. Dieser Akt trägt zur besonderen Atmosphäre der Veranstaltung bei und wird von vielen als ein wichtiger Teil des weihnachtlichen Brauchtums angesehen.
Neben dem Hauptgewinn gibt es zahlreiche kleinere Preise, wodurch die Chance auf einen Gewinn vergleichsweise hoch ist. Die Weihnachtslotterie hat eine tiefgreifende soziale Bedeutung in Spanien und ist ein Symbol für Hoffnung und Freude in der Weihnachtszeit. Der kollektive Charakter und die festliche Atmosphäre der Ziehung machen sie zu einem einzigartigen kulturellen Ereignis, das weit über das bloße Glücksspiel hinausgeht.
Bûche de Noël (Frankreich)
Die Bûche de Noël, auch bekannt als Weihnachtsbaumstamm, Weihnachtsscheit oder Julscheit, ist ein traditionelles Weihnachtsgebäck, das ursprünglich aus Frankreich stammt. Diese Weihnachtsspezialität hat sich auch in anderen französischsprachigen Ländern wie Belgien, Luxemburg, der Schweiz, Kanada, dem Libanon, Syrien und in ehemaligen französischen Kolonien wie Vietnam verbreitet. Darüber hinaus ist sie auch im Saarland, einem ehemals französisch beeinflussten deutschen Bundesland, beliebt.
Das Gebäck besteht aus einem rechteckigen Biskuitboden, der typischerweise mit Schokoladenbuttercreme gefüllt und dann zu einer Rolle geformt wird. Ein Ende der Rolle (manchmal auch beide Enden) wird abgeschnitten und seitlich angesetzt, um das Aussehen eines Baumstamms mit Ästen nachzuahmen. Die äußere Cremeschicht wird oft rillenartig verziert, um die Borke eines Baumes darzustellen. Zusätzlich werden häufig Pilze aus Marzipan, Baiser oder Fondant sowie Blätter und Beeren zur Dekoration verwendet. Es existieren viele Varianten des traditionellen Rezepts, einschließlich solcher mit heller oder Mocca-Buttercreme.
Historisch gesehen entstand die Tradition der Bûche de Noël in Frankreich, wo es üblich war, zu Weihnachten einen Weihnachtsscheit im Kamin zu verbrennen. Als die großen Öfen zunehmend verschwanden, wurde die Tradition abgewandelt, und anstelle von echten Baumstämmen wurde die süße Bûche als weihnachtliche Traditionstorte verwendet. Die erste Erwähnung der „bûche de Noël“ stammt aus dem Jahr 1879. Es gibt jedoch Uneinigkeit darüber, ob der Kuchen ursprünglich von einem Lyoner oder Pariser Konditor erfunden wurde.