Klasse statt Masse – warum handgefertigte, keramische Produkte mehr kosten als Massenproduktion!

bunte Keramikschüsseln

Objekte von Keramikern kosten oft mehr als Objekte aus der Massenproduktion.

Wie erklärt man das am besten? Für mich ist das ganz logisch, aber ich höre oft, dass man nicht versteht, warum diese Produkte wesentlich mehr kosten als Massenware.
Ich wage mal einen Erklärungsversuch – bitte mich nicht steinigen, falls das nicht verständlich ist, ich etwas vergessen habe oder ihr einfach anderer Meinung seid.

Handgefertigte keramische Einzelstücke

Objekte von Keramikern sind handgefertigt und oft Unikate oder Teil einer kleinen Serie. Die Herstellung solcher Produkte erfordert Zeit!

Nehmen wir als Beispiel mal die Erzeugung eines Häferls (oder für deutsche Leser – eine Tasse). Schauen wir uns mal die Arbeitsschritte an, die notwendig sind, um ein handgefertigtes Häferl (Tasse) zu erzeugen:

Ton vorbereiten:

Der Ton wird zuerst ausgewählt und vorbereitet, indem er geknetet oder gewalzt wird, um Luftblasen und Klumpen zu entfernen.

Formgebung bei der Keramikherstellung:

Es gibt verschiedene Varianten Ton zu formen. Man kann ihn mit der Wulsttechnik, der Plattentechnik oder an der Töpferscheibe formen. Bei der Töpferscheibe wird der Ton auf eine Töpferscheibe gelegt und mit den Händen und Werkzeugen, wie Schabern und Schwämmen, geformt. Arbeiten an der Töpferscheibe ist eine Kunst an sich – ich war da nicht sehr gut!

Der Keramiker kann auch Formen verwenden, um eine bestimmte Form zu erzielen.

Formgebung bei der Keramikherstellung:

Es gibt verschiedene Varianten Ton zu formen. Man kann ihn mit der Wulsttechnik, der Plattentechnik oder an der Töpferscheibe formen. Bei der Töpferscheibe wird der Ton auf eine Töpferscheibe gelegt und mit den Händen und Werkzeugen, wie Schabern und Schwämmen, geformt. Arbeiten an der Töpferscheibe ist eine Kunst an sich – ich war da nicht sehr gut!

Der Keramiker kann auch Formen verwenden, um eine bestimmte Form zu erzielen.

Verzierung von keramischen Produkten:

Egal mit welcher Technik das Objekt geformt wurde, der Keramiker kann Dekorationen hinzufügen, wie zum Beispiel das Prägen von Mustern oder das Hinzufügen von Gravuren.

Trocknen der keramischen Entwürfe:

Das geformte und verzierte Stück muss gründlich trocknen, bevor es im Ofen das erste Mal gebrannt wird. Dieser Schritt kann je nach Größe und Dicke des Stücks mehrere Stunden bis mehrere Tage dauern. Dafür muss das Stück an einer sicheren Stelle gelagert werden.

Brennen – so wird Keramik fester:

Nachdem das Stück vollständig getrocknet ist, wird es in den Brennofen gelegt und bei hohen Temperaturen gebrannt, um es zu härten und seine endgültige Form zu erhalten. Da dieses Brennen viel Energie verschlingt, ist es wichtig den Brennofen geschickt zu befüllen.

Glasieren – die Kunst der Farbgebung keramischer Objekte:

Nach dem ersten Brennvorgang wird das Stück mit einer Glasur überzogen und dann bei noch höheren Temperaturen gebrannt, um die Glasur zu schmelzen und zu versiegeln. Die Glasur kann das Stück schützen und ihm eine glatte und glänzende Oberfläche verleihen.

Fertigstellung – Glasurbrennen – jetzt ist das keramische Kunstwerk bestens geschützt:

Nach dem Glasur-Brennen ist die Tasse bereit für die endgültige Fertigstellung, wie das Polieren von Unebenheiten an der Oberfläche. Das Stück wird dann gründlich gereinigt und ist bereit verwendet oder verkauft zu werden.

Jeder dieser Arbeitsschritte braucht Zeit, handwerkliches Geschick, Kreativität und Erfahrung.
Im Gegensatz dazu wird bei Massenware ein Häferl (Tasse) durch eine Maschine erzeugt. Diese erzeugt tausende von exakt gleichaussehenden Rohlingen, die häufig nur mit einem Bild oder einer Folie bedruckt werden. Und wie wir alle wissen – je mehr von einem Produkt maschinell erzeugt wird, desto günstiger wird es.
Man hat dann zwar ein günstiges Häferl (Tasse), aber halt kein EINZIGARTIGES Häferl (Tasse).

Traditionelle Techniken bei der Keramikherstellung:

Gehen wir noch etwas in die Tiefe und schauen wir uns die Techniken an. Viele Keramiker arbeiten mit traditionellen Techniken bei der Keramikerzeugung, die im Laufe der Jahrhunderte entwickelt wurden, und immer noch von Handwerkern auf der ganzen Welt angewendet werden.
Hier mal eine unvollständige Aufzählung, um einen kleinen Einblick zu erhalten:

Das Formen der Objekte:

  • Handaufbau: Der Handaufbau ist eine der ältesten Techniken der Keramikherstellung, bei der der Ton von Hand in eine Form gebracht wird. Hierbei wird keine Töpferscheibe verwendet. Diese Technik erfordert viel Erfahrung und Fertigkeit, um die gewünschte Form und Dicke des Stücks zu erreichen. Es gibt hierbei einige Varianten unter anderem die Wulst- oder die Plattentechnik.
  • Töpferscheibe: Die Töpferscheibe ist eine andere traditionelle Technik der Keramikherstellung, die bis zu 5000 Jahre alt ist. Hierbei wird der Ton auf eine rotierende Scheibe gelegt und dann von Hand geformt. Diese Technik erfordert auch viel Erfahrung und Fertigkeit, um die gewünschte Form zu erreichen.
  • Gießen: Das Gießen ist eine Technik, bei der der Ton in eine Form gegossen wird. Hierbei wird eine Form aus Gips, Holz oder Metall verwendet. Der Ton wird dann in die Form gegossen und geglättet, um die gewünschte Form zu erreichen.

Beim Brennen:

  • Einbrand: Beim Einbrand wird das Stück bei einer Temperatur von etwa 900 bis 1000 Grad Celsius gebrannt. Diese Technik wird oft für Terrakotta und andere tonhaltige Glasuren verwendet. Einbrand ist die erste Stufe des Brennvorgangs.
  • Zweibrand: Beim Zweibrand wird das Stück zuerst bei niedriger Temperatur gebrannt, um es zu härten und zu stabilisieren. Danach wird es mit Glasuren oder anderen Materialien dekoriert und bei höherer Temperatur erneut gebrannt, um die Glasuren zu schmelzen und zu versiegeln. Der Zweibrand kann in einem elektrischen Brennofen oder in einem Holzofen durchgeführt werden.
  • Raku: Raku ist eine traditionelle japanische Brenntechnik, bei der das geformte und verzierte Stück bei hohen Temperaturen in einem Brennofen gebrannt wird und dann sofort aus dem Ofen genommen und in eine Kiste mit Sägemehl oder Stroh gelegt wird. Die entstehende Rauchentwicklung und die schnelle Abkühlung verleihen dem Stück einzigartige Farben und Texturen.
  • Holzbrand: Beim Holzbrand wird das Stück in einem Ofen aus Holz gebrannt, der mit Holzstücken oder Holzkohle befeuert wird. Diese Technik kann bis zu mehreren Tagen dauern und erzeugt einzigartige Farben und Texturen aufgrund des Rauchs und der Asche, die während des Brennvorgangs entstehen.
  • Pit-Firing: Beim Pit-Firing wird das Stück in einer Grube oder einem Loch in der Erde gebrannt, das mit Holz, Stroh oder anderen brennbaren Materialien gefüllt ist. Das Stück wird mit Tonscherben oder Metall bedeckt und dann angezündet. Diese Technik kann bis zu mehreren Stunden dauern und erzeugt einzigartige Farben und Texturen.

Glasieren – die Diva beim Bearbeiten von Keramik

  • Tauchen: Beim Tauchen wird das Stück in eine Glasur getaucht, um eine gleichmäßige Schicht auf der Oberfläche zu erzeugen. Diese Technik erfordert normalerweise mehrere Tauchgänge, um die gewünschte Dicke der Glasur zu erreichen.
  • Pinselauftrag: Beim Pinselauftrag wird die Glasur mit einem Pinsel auf die Oberfläche des Stücks aufgetragen. Diese Technik ermöglicht eine präzise Kontrolle der Glasur und ist ideal für kleine Details oder Muster.
  • Sprühen: Beim Sprühen wird die Glasur mit einer Spritzpistole auf die Oberfläche des Stücks aufgetragen. Diese Technik ermöglicht eine gleichmäßige Verteilung der Glasur und ist ideal für größere Stücke oder für die Glasur von mehreren Stücken gleichzeitig.
  • Gießen: Beim Gießen wird die Glasur über das Stück gegossen und auf der Oberfläche verteilt. Diese Technik erfordert normalerweise mehrere Durchgänge, um die gewünschte Dicke der Glasur zu erreichen.

Jeder schon mal versucht hat sich ein eigenes Objekt aus Ton zu fertigen weiß, dass da sehr viel schief gehen kann. Meine Versuche sind teilweise schon beim Trocknen oder beim Brennen zerbrochen oder die Glasur war einfach nur scheußlich.

Polldis Marktkalender

Ihr habt genug vom endlosen Suchen nach Kreativen Märkten? Wir bei Polldis bemühen uns eine Datenbank mit vielen Kreativen Märkten aufzubauen. Wir hoffen, dass die Kombination von Kalender und Karte euch das Suchen erleichtert.

Die Ausbildung des Künstlers/Keramikers

Jeder der schon mal versucht hat sich ein eigenes Tonobjekt zu bauen weiß, dass da viel schiefgehen kann. Allein das Arbeiten an der Töpferscheibe ist eine Wissenschaft für sich. Auch das richtige Brennen und – ach Gott – mein absoluter Untergang – das Glasieren! Ein Buch mit hundert Siegeln.
Ich habe vor kurzem ausgemistet und mir ist mein Geschenk für meine Mutter in die Hände gefallen – das hatte ich in der Schule gemacht. Eine glasierte Schale (wie ein Aschenbecher) – sie war so grenzenlos hässlich und hat nach dem Glasieren farblich komplett anders ausgesehen.
Nicht umsonst gibt es lange Ausbildungen und Meister in dieser Berufsgruppe. Es gibt bei Keramiken sehr viel zu bedenken, sehr viel zum Üben und erst mit der notwendigen Erfahrung schafft man wirklich schöne Stücke.
Das sollte man nicht auch nicht vergessen – man steht einer Person gegenüber, die viel investiert hat um so schöne Objekte zu fertigen.
Ein Häferl aus einer Maschine zu nehmen und ein Bild darauf zu kleben erfordert nicht wirklich viel Können.

Keramiken und die Nachhaltigkeit:

Ich habe vor kurzem eine Dokumentation über die Jeansherstellung in Asien gesehen. Da wird auf die Natur und die Gesundheit der Arbeiter kaum Rücksicht genommen. Da werden Chemikalien verwendet, die bei uns schon längst verboten sind.
Kauft man bei österreichischen oder europäischen Kunsthandwerkern sind die naturschutz- und arbeitsrechtlichen Bestimmungen (Gott sei Dank) viel höher. Das ist gut so, aber es spiegelt sich natürlich auch im Preis wider.
Ich habe selbst auch einige billige Häferl, die mir einfach gut gefallen haben. Ich möchte sie auch nicht missen. Was mir aber schon aufgefallen ist, wenn ich ein teureres Produkt kaufe, kaufe ich viel bewusster. Das muss schon genial sein, dass ich es nehme. Das bedeutet aber auch, dass ich mich immer sehr freue, wenn ich es in die Hand nehme. Der Massenware werde ich bald überdrüssig und gebe sie häufiger weg, wenn ich Platz brauche. Ich konsumiere bei Kunsthandwerk somit wesentlich nachhaltiger.

Der Keramikkünstler muss auch von was leben!

Zu guter Letzt möchte ich noch einen Aspekt erwähnen, der uns durch die Billigimporte aus Asien oft nicht mehr so bewusst ist. Der Mensch, der das Keramikprodukt erzeugt, muss von seinen Erzeugnissen auch leben können.
Kauft man bei einem Keramiker aus Österreich oder Europa hat er häufig die gleichen oder ähnliche Lebenserwartungskosten wie wir auch. Und so wie wir für unsere Arbeit anständig entlohnt werden wollen, so will es auch der einheimische Kunsthandwerker.
Ach ja, bei vielen großen Konzernen, die uns die Billigprodukte bescheren, hört man immer wieder, dass sie keine oder zu wenig Steuern zahlen. Die Frage muss man sich bei einheimischen Erzeugern nicht stellen.

Fazit:

Insgesamt kosten Objekte von Keramikern aufgrund vieler (verständlicher) Faktoren mehr als Massenprodukte. Ich hoffe, dass ich in diesem Artikel das Verständnis dafür aufbauen konnte, das dazu beiträgt, dass der höhere Preis akzeptiert werden kann.

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Marion Fuchs

Marion Fuchs - mein Credo - Wir haben in Österreich und Europa so viele kreative Köpfe und Menschen, die mit Leidenschaft und Herzblut Neues erschaffen oder Altes erhalten. Diese kreativen Köpfe sollen auf Pollids gefeiert werden!

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